Rückblick auf das Grunaer PflegeCafé am 10. Juni 2024

„Bei uns muss niemand wegen des hohen Alters allein bleiben – Anspruch und Wirklichkeit in Gruna“

Wenn Eigentum verpflichtet, so gilt das sicher auch für Wohnungsunternehmen gegenüber ihren Mietern. Dem stimmen viele ebenso zu wie der Aussage, dass diese keine Sozialunternehmen sind, sondern Wohnraum vermieten und erhalten. Wie aber sieht es mit der Verantwortung aus, wenn es um hochbetagte, alleinlebende Mieter geht? Diese Frage stellte der Koordinierungsverbund Nachbarschaftshilfe „Nachbarn helfen Nachbarn in Gruna“ beim 3. Grunaer PflegeCafé in den Mittelpunkt.

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Neben 10 Nachbarn brachten auch die verantwortlichen Sozialarbeiter bei der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) und der Wohnungsgenossenschaft Aufbau (WGA), ihre Praxiserfahrungen in die Runde ein.
Das Bemühen um Verbesserung der Lebensumstände Pflegebedürftiger, betagter und einsamer Nachbarn hat verschiedene Träger der Wohlfahrtsarbeit und Akteure aus Kirchgemeinden und der Nachbarschaftsselbsthilfe in und um Gruna zusammengeführt. In den PflegeCafés besprechen wir gemeinsam mit ihnen und ihren Angehörigen deren Alltagssorgen. Bei Einsamkeit im Alter potenzieren sich die Schwierigkeiten – und das Umfeld schaut meist weg. In Städten wie Erfurt haben Wohnungsunternehmen dieses Problem erkannt und kümmern sich verstärkt um alleinlebende und hochbetagte Mieter. So scheinen sich seit kurzem Einsamkeitslotsen als Mix aus Hausmeister und Sozialfürsorger zu bewähren. Sie nehmen sich regelmäßig Zeit für diese Mietergruppe. Offenbar „rechnet“ sich das sowohl sozial als auch betriebswirtschaftlich für alle Beteiligten und korrespondiert mit den Bemühungen vieler Kommunen, diesen Problemlagen über „Präventive Hausbesuche“ zu begegnen.

Dabei hört man oft von Sozialarbeitern: „In meinem Arbeitsalltag begegne ich immer wieder Mieter*innen, bei denen ich das Gefühl habe, dass diese soziale Kontakte benötigen. In diesen Situationen frage ich genauer nach und berichte von verschiedensten Ansprechpartnern, Veranstaltungen und auch Begegnungsstätten. In den meisten Fällen bedankt man sich für den Hinweis, lehnt aber sämtliche Vorschläge ab, weil sie sich nicht darauf einlassen wollen/können.“ Um aus diesem nur scheinbaren Dilemma herauszukommen, bedarf es verlässlicher Strukturen und teilweise isoliert lebenden Mietern vertrauten Personen. Wer, wenn nicht Wohnungsunternehmen, kann hier einen Beitrag zu mehr Achtsamkeit, Selbsthilfe und nicht zuletzt Konfliktprävention leisten? Die beiden Gäste und ihre Wohnungsunternehmen tragen zum Abbau und Vermeiden von Vereinsamung und Verwahrlosung betagter Alleinlebender in ihren Wohnungsbeständen bei, indem sie in geduldigen Gesprächen Hilfsmöglichkeiten für Nachfragende vernetzen und Kontakte vermitteln. Angesichts der hohen Wohnungsbestände bei der WGA (17.000)und der WGJ (7.800) stoßen sie verständlicherweise schon quantitativ an Grenzen, vor allem wenn – wie bei der WGJ – bei 60 % Einpersonenhaushalten und bei einem Durchschnittsalter von 62 die demografisch gewachsenen Herausforderungen auf herkömmliche Weise immer weniger bewältigen können. Allen droht so letztlich Überforderung.
Neben den erwähnten Kümmerern und Lotsen verspricht auch das Stärken nachbarschaftlicher Selbsthilfe in Richtung „Sorgender Gemeinschaften“ Abhilfe. So ist die WGJ bei der Bezuschussung von Hausfesten mit jährlich 10 € je Haushalt und mit Hofgesprächen offenbar auf einem guten Weg. Die Schlussfolgerung: Bei allen Vermietern sollte man noch stärker über die Unterstützung weiterer Formen nachbarschaftlicher Selbsthilfe inkl. Begleit- und Besuchsdiensten genauso nachdenken wie über die genannten Einsamkeitslotsen. Und da die Vonovia in Gruna über nicht unerhebliche Wohnungsbestände verfügt, kommen deren Gebietsverantwortliche vielleicht zum nächsten PflegeCafé im September, um ihrem Teil der Verantwortung als Vermieter einzubringen.

Kontakt: Nachbarschaftskreis Gruna Ein Projekt von Sigus e.V. und dem Stadtteilverein „In Gruna leben“ e.V. Schrammsteinstraße 8, 01309 Dresden Fon: 0351 2632138 Mail: nachbarschaftshilfe@dresden-gruna.de Mitgestalter des Stadtteilvereins „In Gruna Leben“ e.V. (IGL – www.dresden-gruna.de) mit dem Bürgertreff „Grunaer Aue“, Winterbergstr. 31c, 01277 Dresden.